Einsteinturm – Erich Mendelsohn

Der Einsteinturm
- Erich Mendelsohn -

ANGABEN ZUR ARCHITEKTUR

Ohne Zweifel ist Albert Einstein einer der bekanntesten Denker und Wissenschaftler der Welt und verdienter Nobelpreisträger in Physik. Somit ist es auch gar nicht so abwegig, dass für sein Andenken einige Gebäude nach ihm benannt wurden. Dabei ist der „Einsteinturm“ eines der bekanntesten, denn dieser befindet sich im „Wissenschaftspark Albert Einstein“ auf dem Telegrafenberg in Potsdam. Dabei hat das Bauwerk, welches zwischen 1920 bis 1924 entstand, eine wichtige Bedeutung. Denn dieses Observatorium wurde errichtet, um die nicht weniger bekannte „allgemeine Relativitätstheorie“ des Forschers experimentell zu beweisen. Somit entstand in Zusammenarbeit mit dem Physiker und dem Astronomen Erwin Finlay Freundlich die praktischen Grundzüge und die wissenschaftlichen Anforderungen, die das Gebäude erfüllen musste. Um die künstliche Umsetzung und die Architektur kümmerte sich Erich Mendelsohn, der mit dem „Einsteinturm“ einen bedeutenden Grundstein für seine Karriere legte und damit eine der originellsten und wichtigsten Bauwerke des 20. Jahrhunderts schaffte. 

„Wenn in ihrem elastischen Potential erkannt, notwendigerweise zu einer Architektur führen, die völlig verschieden ist von allem, was wir zuvor kannten.“

– Erich Mendelsohn

Funktionen der Architektur

Gebäude wie Schule, Kirchen, Krankenhäuser, Sehenswürdigkeiten, aber auch auch simple Wohnhäuser kommen uns bekannt vor und sind unser Alltag. All diese Gebäude dienen einem bestimmten Zweck und erfüllen verschiedene Funktionen. Somit kann ein Bauwerk zum Beispiel eine praktische, ästhetische oder eine symbolische Funktion annehmen oder alle drei miteinander vereinen. 

praktische Funktion

Schauen wir uns als Erstes die praktische Funktion an, deren Zweck es ist bestimmte Ziele und Absichten auszudrücken. Somit besteht die Funktion grundlegend darin den Zweck zu erfüllen, um eine sinnvolle Benutzung eines Bauwerks zu gewährleisten. Die praktische Funktion gibt also eine Richtlinie vor, die Form, Material und Proportionen der Baukunst, einschließen und das finale Bauwerk bestimmen. Um diese Funktion nun auf den „Einsteinturm“ anzuwenden, lässt sich zunächst sein Ziel nennen. Denn wie schon zu Anfang erwähnt, sollte damit Einsteins Annahme zur Rotverschiebung von Spektrallinien im Schwerefeld der Sonne bewiesen werden. Als Sonnenobservatorium für einen physikalischen Beweis diente es also als Zweckbau. Somit basiert das Gebäude auf Vorgaben, die entsprechend den wissenschaftlichen Erfordernissen gerecht werden mussten. Außerdem galt es bis zum zweiten Weltkrieg als das wissenschaftlich bedeutendste Sonnenteleskop in Europa und ist bis heute eine leistungsfähige Sonnenforschungsanlage. Das Bauwerk spielt genauso wie früher auch heute noch eine bedeutende Rolle, da das Labor und seine Instrumente für die heutige Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses wichtig ist.

 

 

ästhetische Funktion

Unter der ästhetischen Funktion versteht man die Verwirklichung der eignen ästhetischen Vorstellungen des Architekten durch zum Beispiel Farbigkeit, Materialanmutungen, Formgestaltung und Proportionen. Außerdem entsteht neben normativen Stilvorgaben ein gewisser Raum für ungewohnte, kreative Ideen. Somit stand es Mendelsohn frei, wie er sich künstlerisch auslebte, denn außer den wissenschaftlichen Vorgaben konnte der Architekt den „Einsteinturm“ nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten. Er suchte nach neuen architektonischen Ausdrucksformen und realisierte dies mit Stahl, Stahlbeton und Backstein als Baumaterial. Aufgrunddessen bezeichnet man dieses Bauwerk auch als ein herausragendes Beispiel expressionistischer Architektur, welches damit entfernte Anklänge an den Jugendstil mit sich brachte. Somit entwarf Mendelsohn ein echtes künstlerisches Statement für ein Gebäude des Expressionismus.

 

 

 

 

 

 

symbolische Funktion

Die symbolische Funktion bezieht sich auf die inhaltlichen Aspekte, die über den praktischen Nutzen gehen und bestimmen somit die Wertigkeit des Produkts und sagen etwas über die gesellschaftliche Rolle des Benutzers aus. Der „Einsteinturm“ repräsentiert die Erinnerung an Albert Einstein einerseits durch seine Stellung als Wahrzeichen und Symbol und steht andererseits unter Denkmalschutz.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durch die Übereinstimmung der Funktionen und der Gestaltungsprinzipien lässt sich das Bauwerk nicht nur in die Kategorie einer der drei Funktionen einordnen. Denn der Turm stellt eine sehr seltene Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Kunst dar, weil es Mendelsohn gelang, sowohl die Anforderungen der Wissenschaft als auch seine eigenen Vorstellungen zur Formgebung zu erfüllen. (Der „Einsteinturm“ wirkt wie von einer Urform geschaffen, die Materie und Energie zusammenfließen lässt und so einem Denkmal gleichkommt.) Durch die Beschäftigung Mendelsohns mit Einsteins Arbeit wird auch etwas von der aufregenden Entwicklung der modernen Physik in den zwanziger Jahren in das Gebäude eingefangen. Der „Einsteinturm“ druckt damit also aus, dass die Baukunst der expressionistischen Epoche nicht nur realitätsferne Träume der früheren Architekten war, sondern Realität wurde durch die Umsetzung einer abstrakten und ausdrucksstarken Architektur, die sich in der Entstehung des Teleskops mit Laboratorium zeigt.

„Ich übertrage zum ersten Mal Funktion und Dynamik als Gegensatzpaar auf das Gebiet der Architektur. Ich schulde diese wissenschaftliche Überlegung meiner häufigen Anwesenheit bei Diskussionen zwischen Einstein und seinen Mitarbeitern.“

– Erich Mendelsohn

Querschnitt

  • Arbeits- und Übernachtungsräume im Süden zwischen Sockel und Schaft
  • im Norden: Vorbau und Freitreppe

Grundriss

  • gedrungener Turm mit Kuppel
  • Strahlen werden durch Spiegelsystem in das Laboratorium geleitet: breite Basis

Gebäude, Westseite

  • stark gekurvter, emporstrebender Turmbau
  • unterliegt dem Prinzip der Subtraktion
  • dramatisches Spiel von Licht und Schatten
  • gerundete Gebäudekanten
  • eingeschnittene Wandungen,
  • kantig gebrochene Fensterrahmen
  • Stahlbetonkonstruktion
  • Beton: Füllbaustoff

Epoche und Inhalte der expressionistischen Baukunst

Um nun kurz auf die Epoche zusprechen zu kommen, in die man den „Einsteinturm“ einordnen kann, lässt sich sagen, dass es sich um ein expressionistisches Bauwerk handelt. Der Expressionismus versuchte eine Ausdruckssteigerung mit baukünstlerischen Mitteln zu erreichen. Dementsprechend sollten expressionistische Bauten den Eindruck frei geformter, abstrakter und monumentaler Plastiken erwecken. Dabei gehörte der „Einsteinturm“ zu der rundplastischen Form und lässt sich hier auch als nennenswertes Beispiel hervorheben. Die aus dem Jugendstil der Jahrhundertwende entstandene Epoche, begründet sich in Deutschland durch Bauwerke, die nach dem ersten Weltkrieg bis Ende der 20er Jahre gebaut wurden. Im Zuge der Novemberrevolution im Jahre 1918 gründete sich der Arbeitsrat für Kunst.

FUN FACTS
- Hausherr und Betreiber des Turmteleskops ist das Leipniz-Institut für Astrophysik Potsdam
- finanziert wurde dieser je zur Hälfte durch den preußischen Staat und durch die ,,Albert-Einstein-Stiftung" der deutschen Industrie
- vor dem 2. Weltkrieg war der Einsteinturm das wissenschaftlich bedeutendste Sonnenteleskop in Europa
- fungiert als wissenschaftliches Observatorium und ist Teil des Leipniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP)

Quellenverzeichnis

Textquellen

Sahira Splitt. (21.07.2017). Die Baukunst des Expressionismus Der Einsteinturm. Abgerufen am 23.11.2020, von http://www.schmoecker-unterricht-online.de/index_htm_files/Expressionismus%20-%20Einsteinturm.pdf 

Wikipedia (25.10.2020). Einsteinturm. Abgerufen am 20.11.2020, von https://de.m.wikipedia.org/wiki/Einsteinturm

Lernhelfer. Architekturstile des 20. Jahrhunderts: Expressionismus. Abgerufen am 23.11.2020, von https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/kunst/artikel/architekturstile-des-20-jahrhunderts-expressionismus#

Physik.Cosmos. Einsteinturm. Abgerufen am 20.11.2020, von https://physik.cosmos-indirekt.de/Physik-Schule/Einsteinturm

Bildquellen

Einsteinturm. Abgerufen am 10.12.2020, von https://denkmalpraxismoderne.de/der-bau-als-quelle-bauaufnahme-baubefund-und-das-denkmalpflegerische-konzept/

Einsteinturm. Abgerufen am 10.12.2020, von http://tehne.com/assets/i/upload/library/architecture-of-germany-1973-03-004-2.png

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Einsteinturm. Abgerufen am 10.12.2020, von https://foto.wuestenigel.com/das-expressionistische-bauwerk-quot-einsteinturm-quot-im-albert-einstein-wissenschaftspark-der-teltower-vorstadt-von-potsdam/amp/

Einsteinturm. Abgerufen am 10.12.2020, von https://wuestenrot-stiftung.de/einsteinturm-erich-mendelsohn-potsdam

Einsteinturm. 10.12.2020, von https://amp.n-tv.de/wissen/UN-nimmt-astronomische-Staetten-auf-die-Liste-article7052326.html

Erich Mendelsohn. Abgerufen 10.12.2020, von https://de.m.wikipedia.org/wiki/Erich_Mendelsohn

Videoquelle

pkamartin. (15.07.2007). Einsteinturm. Abgerufen am 06.12.2020, von https://m.youtube.com/watch?v=iOpPmZLrSVU