„Galerie der Gegenwart“ – Oswald Mathias Ungers

Allgemeine Angaben zum Bauwerk:

Die vom deutschen Architekten Oswald Mathias Ungers entworfene „Galerie der Gegenwart“ wurde 1993-1996 neben den Altbauten der Hamburger Kunsthalle am Hamburger Glockengießerwall gebaut und 1997 als neue Ausstellungsfläche für die zeitgenössische Kunst des Museums eröffnet. 

Das fünfstöckige Gebäude selbst ist quaderförmig, sieht von allen Seiten gleich aus und besitzt eine helle Sandsteinfassade. Die unteren zwei Stockwerke des Gebäudes sind durch große Sprossenfenster-Fronten geprägt, welche das gesamte Bauwerk umspannen und für viel natürliches Licht im Innenraum sorgen. In der Mitte der einzelnen Gebäudeseiten ziehen sich weitere Sprossenfenster bis unter das Dach der Galerie. Ein zentraler Innenhof mit Glasdach verbindet die Ausstellungsräume, sorgt für noch mehr natürliches Licht im Inneren des Gebäudes und bricht die blockartige Struktur auf.

Die in ihm verfügbaren über 5600 m² Ausstellungsfläche werden auf verschiedene Ausstellungen aufgeteilt. Hierbei ist man besonders stolz auf die anlässlich der Eröffnung in Auftrag gegebenen Künstlerräume, welche teilweise wie im Falle der “Ceiling Snake” von Jenny Holzers wichtige Funktionen im Gebäude erfüllen oder sich sogar wie Bogomir Eckers Tropfsteinmaschine über alle Stockwerke erstrecken können.

Das Kunstmuseum ruht auf einem Sockel aus Granit, welcher gleichzeitig Teile der Ausstellung, Parkplätze, Verbindungsgänge zu den Altbauten der Hamburger Kunsthalle und die Haustechnik beherbergt. Die erhöhte Position des Gebäudes auf dem Sockel sorgt dafür, dass es selbst von Weitem gut zu sehen ist und die Blicke der Passanten auf sich zieht.

Öffnungszeiten, Baupläne des Außen- sowie Innenbereichs und weitere Informationen zum Ort findet man hier.


Funktion der Architektur:

Der Museumsbau der „Galerie der Gegenwart“ besitzt sowohl ästhetische, symbolische als auch praktische Funktionen.

Als Erweiterung des Hamburger Kulturangebots fungiert das Gebäude als neue und moderne Attraktion für Einheimische sowie Touristen. Hierbei dient es der Stadt als Statussymbol und nimmt hierfür, wie die Hamburger Kunsthalle, eine in der Stadt geografisch zentrale Position ein. Zudem ist es mittlerweile als fester Teil des Hamburger Kunstangebots und als dieses nicht mehr wegzudenken.

Das Gebäude in der Hamburger Innenstadt ist ästhetisch ansprechend gestaltet und lädt Passanten zum Eintreten ein. Hierfür verwendete Oswald Mathias Ungers die helle Sandsteinfassade und die großen Fensterfronten, welche bereits von der Straße aus einen Blick in den Innenraum und das sich im Erdgeschoss befindende gemütliche Restaurant “The Cube” ermöglichen. Allgemein wurde es sehr einfach gestaltet, damit es überschaubar und interessant wirkt, sowie den modernen Charakter der in ihm befindlichen Kunst vermittelt.

Als Museum dient das Gebäude hauptsächlich dem Zweck der Sammlung, Erhaltung und Vermittlung von Kultur. Durch seine simple, blockartige Form ermöglicht das Gebäude es den Besuchern problemlos den Überblick über die Ausstellungsräume zu bewahren und so ihre gesamte Aufmerksamkeit den Kunstobjekten widmen zu können. Die schlichte Art des Gebäudes ermöglicht zudem eine einfache Instandhaltung, Reparatur sowie reibungslosen Zugang im Falle eines Sicherheitsproblems.


Einordnung in den kunst- und architekturgeschichtlichen Kontext:

Die „Galerie der Gegenwart“ ist architekturgeschichtlich in die “Postmoderne” einzuordnen, wobei die individuellen Baucharakteristiken des Architekten Oswald Mathias Ungers einen größeren Einfluss auf die Gestaltung des Gebäudes hatten.

Die Postmoderne selbst findet ihren Ursprung in den US-Amerikanischen postmodernen Ideen der 1960er Jahre und gewann in den 1980er Jahren gerade in den westlichen Nationen stark an Bedeutung. Sie ist geprägt von Verweisen auf einzelne Elemente vorheriger Epochen, der Ablehnung des Funktionalismus und dem Verzicht auf einen einheitlichen Stil. Dabei werden Elemente verschiedenster vergangener Epochen spielerisch zitiert und epochenübergreifend gemischt als Bedeutungsträger in das postmoderne Bauwerk eingebracht, wobei nie ganze Stile zitiert werden. Das Spiel mit Licht und Schatten und die Verwendung von Symmetrien/Asymmetrien sind weitere Elemente dieses Baustils, welche sich in der „Galerie der Gegenwart“ wiederfinden. Heute definiert man die postmoderne Architektur als Architekturstil, da die Strömung als wichtiger Teil der Architekturgeschichte wahrgenommen wird.

Messe Torhaus in Frankfurt am Main

Der Architekt Oswald Mathias Ungers zählt als Architekturtheoretiker selbst zu den maßgeblichen Vertretern der sogenannten Zweiten Moderne, der Postmoderne.  Ungers selbst entwickelte einen Stil, welcher sowohl “Quadratismus”, als auch “deutscher Rationalismus“ genannt wurde. Dieser ist stark durch seine kompromisslose, Elementarformen verwendende und sich streng an geometrische Muster haltende Bauweise geprägt. Die Stilmittel wurden dabei konsequent sowohl im Inneren des Gebäudes als auch auf die Fassade angewendet. Weitere von ihm entworfene postmoderne Gebäude wie das Messe Torhaus in Frankfurt am Main (Bild), das Wallraf-Richartz-Museum in Köln und der Ungers-Bau über den Thermen am Trierer Viehmarkt sind vergleichbare Beispiele für seinen Baustil.